Chronik des TuS Bosenheim

 

Chronik des Turn- und Sportvereins 1886 Bosenheim e.V.

 

Der Turn- und Sportverein 1886 Bosenheim wurde vor mehr als 125 Jahren als "Turn-Club" aus der Taufe gehoben. Am 22. Januar 1886 fanden sich wackere Bosenheimer Turnfreunde zur Gründung des Vereins zusammen. Wie viel Mitglieder bei der ersten Stunde dabei waren, ist aus dem damaligen Protokollbuch nicht exakt feststellbar. Bis Februar 1915 hatten sich jedenfalls 126 Sportler im Verein angemeldet und die Statuten akzeptiert.

 

Die Palette der sportlichen Aktivitäten umfasste Turnen, Leichtathletik, Ringen, Stemmen und Tauziehen. Bosenheimer Sportler kehrten oft von Kreis- und Gaumeisterschaften als Sieger heim und nahmen an vielen deutschen Turnfesten teil.

 

Nach der Zwangspause durch den ersten Weltkrieg fand nach fünfjähriger Pause im Lokal von Turner Johann Korrell VI. wieder eine Versammlung statt. Am 29. August 1926 beging der Verein auf dem Lamb'schen Grundstück am unteren Ende des Dorfes in großem Rahmen das 40- jährige Gründungsfest. Am Festzug beteiligten sich Delegationen aus Kreuznach, Hackenheim, Volxheim, Wöllstein und Planig. In dieser Zeit befand sich der Verein sportlich auf dem Höhepunkt. Mit Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und der damaligen Gleichschaltung der Vereine im Dritten Reich erloschen die Aktivitäten beim Turn-Club.

 

Am 03. Juli 1948 erfolgte die Neugründung des Vereines unter dem Vorsitzenden Heinrich Nagel. Der Name "Turn-Club" durfte laut Verfügung der französischen Besatzungsmacht nicht mehr geführt werden. So begann der Verein als "Sportverein Bosenheim". 1951 hieß er dann "Turn- und Sportverein Bosenheim".

 

Mit der Neugründung hielt auch der Fußball Einzug in den Verein. War in der Vergangenheit das Turnen in Bosenheim führend, trat nunmehr diese Sportart stärker in den Vordergrund. Am 29. August 1948 fanden anlässlich der Gründungsfeier auf dem provisorischen Sportgelände auf der "Heckwiese" die ersten Spiele einer Bosenheimer Fußballmannschaft gegen Planig und Hackenheim statt.

 

Erstmals in der Vereinsgeschichte traten nun auch Frauen in Erscheinung. Es wurde eine Damen-Turnriege gegründet. Am 25. August 1950 fanden sich die Knaben und Jugendlichen zur ersten Übungsstunde der Turnabteilung im Saalbau Lamb ein. Die Mädchen folgten am 21. November 1951. Die erste öffentliche Turnveranstaltung konnte am 1. Januar 1951 im Saalbau Lamb durchgeführt werden.

 

Im Dezember 1948 zählte der Verein 135 männliche und 40 weibliche Mitglieder.

 

 Nach großem Engagement der Mitglieder konnte bereits am 29. August 1949 der neue Sportplatz "Am Weißen Stein" bezogen werden. Bereits 1938 war dieses Gelände an der Hackenheimer Straße bei der Flurbereinigung für einen solchen Zweck vorgesehen.

 

Im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Gemeinde spielte der Verein eine bedeutende Rolle und setzte wichtige Impulse. Regelmäßige Theaterabende, Fastnachtssitzungen und Preismaskenbälle waren in jener Zeit ein viel genutztes Freizeitangebot für die Bevölkerung. Das Schwimmbad durch Kriegseinflüsse unbenutzbar, wurde unter der Regie des Vereins 1951 instandgesetzt.

 

Die Fußballer begannen den Spielbetrieb 1948/1949 in der Kreisklasse Bingen. Die Heimspiele wurden noch auf der"Heckwiese" ausgetragen. Ein Jahr später wechselte man in den Kreis Kreuznach, allerdings nur eine Saison - zu viele Verletzte wurden beklagt.

 

1952 feierten die Fußballer die Meisterschaft und Pokalmeisterschaft in der II. Kreisklasse Bingen und stiegen in die B-Klasse Bingen auf. Stolz war man, als der Aufbau der Jugendmannschaft gelungen war.

 

Im Turnbereich dagegen gab es bei den Männern eine unerfreuliche Entwicklung - es fehlten die Vorturner. Dagegen zeigte sich eine positive Entwicklung bei den Schüler- und Schülerinnen in der Leichtathletik. Bei vielen Sportfesten feierten sie beachtliche Siege.

 

1954 wurden am "Tag des Baumes" rund um das Sportfeld insgesamt 75 Bäumchen gepflanzt. Viele Setzlinge stammten aus dem Görz'schen Park.

 

1957 übernahm Jakob Bott die Führung des TuS. In seiner Ära erlebten die Fußballer einen enormen Aufschwung. In der Saison 1956/1957 holten sie die Bezirkspokalmeisterschaft, scheiterten aber in den Aufstiegsspielen zur A-Klasse Rheinhessen-Nord. Diese Klasse erreichte man dann 1962, als die Bosenheimer Fußballer nicht nur die Meisterschaft der B- Klasse Bingen errangen, sondern auch Pokalmeister und Bezirkspokalmeister wurden und damit den Aufstieg automatisch geschafft hatten. Die Fußball-Saison 1961/62 war die bis dahin erfolgreichste der Vereinsgeschichte.

 

Auch die A-Jugend war erfolgreich. 1960 wurde sie ungeschlagen Meister im Kreis Bingen.

  

Am 29. und 30. Juli 1961 beging der TuS Bosenheim sein 75- jähriges Jubiläumsfest.

  

Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Vereines war die Errichtung eines Sport- und Jugendheimes. Am 07. November 1964 wurde das Clubheim seiner Bestimmung übergeben. Damals übte dieses Projekt eine Vorbildfunktion für viele Vereine der näheren Umgebung aus.

 

Nur knapp verpassten die Fußballer den Aufstieg in die damalige II. Amateurliga Rheinhessen. In der Saison 1964/65 wurden sie Vizemeister, nachdem sie lange die Tabelle angeführt hatten.

 

1967 übernahm Dieter Grünewald das TuS-Zepter. Unter seiner Führung feierten die Fußballer, die 1969 in die A-Klasse Kreuznach wechselten, den bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Schon in der Saison 1970/71 glückte die Meisterschaft und damit der Aufstieg in die II.Amateurliga Nahe, damals die vierthöchste deutsche Fußballklasse. Sämtliche Spieler der Mannschaft waren Bosenheimer Eigengewächs. Gegen starke Konkurrenz - Baumholder, Birkenfeld, Idar-Oberstein, Kirn waren Gegner - konnte in der Saison 1974/75 der Abstieg in die A-Klasse Kreuznach nicht mehr verhindert werden.

  

1974 übernahm Hartmuth Bachmann das TuS-Ruder. In seine Amtsperiode fiel das 90- jährige Vereinsjubiläum, das vom 25. bis 27. Juni 1976 in gebührendem Rahmen begangen wurde. 1977 entschied sich der Verein auch für eine alljährliche Beteiligung am Naheweinfest.

 

Beim Turnen war in jener Zeit ein gewisser Stillstand zu verzeichnen. Es fehlten die geeigneten Räumlichkeiten.

 

Dafür gab's auf anderen sportlichen Sektoren Bewegung. 1979 erfolgte die Gründung einer Wanderabteilung, die zunächst auf große Resonanz stieß. Bis zu 60 Teilnehmer nahmen an den ersten Wanderungen teil. Allerdings hielt diese Aktivität nur einige Jahre an.

 

Am 04. Juni 1980 gründeten 30 Interessierte eine Tennisabteilung im Turn- u. Sportverein. Seit 1982 wird der Spielbetrieb auf zwei vereinseigenen Plätzen in Planig in Spielgemeinschaft mit dem dortigen Tennisclub ausgeübt. Nach einem beachtlichen Boom in der Anfangszeit musste aber auch diese TuS-Abteilung den Abwärtstrend im Tennissport mit einem damit verbundenen Mitgliederschwund erleben.

 

1980 übernahm Achim Butz die Vereinsführung in einer Zeit, wo es im Bosenheimer Fußball stark abwärtsging. 1980/81 musste der bittere Gang in die B-Klasse angetreten werden. Damals ein wahrer Tiefschlag nach den vielen vorhergegangenen erfolgreichen Fußballjahren.

 

Ab 1985 steuerte Alfred Bernhard das Vereinsschiff. In seiner Amtsführung wurde das 100- jährige Vereinsbestehen in imponierender Weise im Mai 1986 während einer Woche begangen.

 

1986 bereicherte eine Radsportabteilung das sportliche Angebot des Vereins, Nachdem die Aktivitäten 1995 endgültig erloschen waren, haben vor einigen Jahren einige radsportinteressierte Vereinsmitglieder dieser Abteilung wieder zu neuem Leben verholfen.

 

1991 trat Alfred Schäfer an die Vereinsspitze. Engagiert packten er und seine Mitstreiter das schon lange in der Schublade liegende Projekt des Baues eines neuen Vereinsheimes an. Innerhalb von nur 16 Monaten war das Werk realisiert und im November 1992 fand die Einweihung statt. Endlich war auch das lang vermisste Kommunikationszentrum im Verein da. Als ein wahres Kleinod präsentiert sich, das neue Clubheim und stellt ein sehenswertes Aushängeschild des Vereins dar.

 

Auch im Fußball zeigte sich nun der lang ersehnte Erfolg. In der Saison 1994/95 konnte die Meisterschaft der B-Klasse Nahe-Ost 1 und damit der Aufstieg in die Bezirksklasse Nahe-Ost gefeiert werden. Rechtzeitig vor dem 110- jährigen Jubiläumsfest im Jahr 1996 war ein weiterer sportlicher Höhepunkt in der Vereinshistorie erreicht worden.

 

Im November 1995 übernahm Hans-Jochen Dereich nach dem Rücktritt von Alfred Schäfer die Vereinsführung. Unter seiner Ägide feierte der Verein das 110- jährige Vereinsjubiläum und 1998 das 50- jährige Bestehen der Fußballabteilung. Völlig unerwartet starb er 2004.

 

Sein Nachfolger Harald Bott übernahm 2005 das Kommando im Verein, nachdem interimsweise der zweite Vorsitzende Carsten Lorenz den Verein geführt hatte. Auch als Bott 2007 als Vorsitzender nicht zur Verfügung stand, sprang Lorenz wieder in die Bresche. Nach der Wiederwahl 2008 leitet Harald  Bott bis heute die Geschicke des Vereins.

 

Drei TuS-Persönlichkeiten, die jahrzehntelang wesentlich das Vereinsgeschehen geprägt hatten, sind gestorben: 1995 der Ehrenvorsitzende Jakob Bott, 1999 der langjährige Fußballfachwart Karl Klingenschmitt und 2005 Manfred Kiefer, der fast drei Jahrzehnte lang die Abteilung Turnen/Gymnastik leitete.

  

1996 ernannte der Vorstand den verdienten früheren Vorsitzenden und langjährigen aktiven Spieler Dieter Grünewald zum Ehrenvorsitzenden

 

Nach dem Aufstieg 1995 spielten die Fußballer drei Jahre in der Bezirksklasse Nahe-Ost. Ausgerechnet im 50. Jubiläumsjahr der Fußballabteilung mussten sie 1998 den Gang zurück in die Kreisliga Nahe-Ost antreten. Der Wiederaufstieg glückte 2003, der TuS blieb aber dieses Mal nur eine Saison in der Bezirksklasse Nahe-Ost. Seit 2004 gehört die Fußballmannschaft  bis heute ununterbrochen der Kreisliga Nahe-Ost an.

 

Heute zählt der Verein 460 Mitglieder. Neben Fußball stehen Tennis, Turnen/Gymnastik und Radsport im sportlichen Angebot des TuS.

 

Das Tennis-Herrenteam 50 konnte im letzten Jahr den Aufstieg in die A-Klasse Rheinland feiern. Die Aktivitäten im Kinderturnen und bei Gymnastik für Frauen und Seniorengruppe sind sehr rege. Dies ist besonders bemerkenswert, weil dem TuS keine geeignete Turnhalle zur Verfügung steht.  Kindergarten, Vereinsheim und die Planiger Halle dienen den engagierten Übungsleiterinnen als Behelfsorte.

 

Zu einem entscheidenden Schritt hat sich der Vorstand  entschlossen, um den Verein an die veränderten Verhältnisse anzupassen. Absehbare Nachwuchsprobleme bei den Fußballern und die nicht mehr zeitgemäße Sportplatzsituation haben die Verantwortlichen bewogen, mit dem Nachbarverein TuS Pfaffen-Schwabenheim auch im aktiven Bereich eine Spielgemeinschaft einzugehen. Nicht zuletzt die positiven Erfahrungen bei der bestehenden Kooperation im Jugendbereich haben zu dieser Entscheidung beigetragen. 

 

Im Jubiläumsjahr zählt der Verein 460 Mitglieder. 125 Jahre Vereingeschichte bedeuten Höhen und Tiefen sportlichen Geschehens. In all diesen Jahren ist es den Verantwortlichen im Vorstand gelungen, das TuS-Schiff auf dem richtigen Kurs zu halten. 

 

Ein immer komplexer werdendes Umfeld stellt den ehrenamtlichen Kräften des Vereins ständig neue Herausforderungen. Der Vorstand ist sich seiner Verantwortung und Verpflichtung bewusst. Auch in Zukunft wird die Führung des TuS ihre vielfältigen sportlichen, sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben meistern. 

 

Georg Beutel